Zahnmedizinische Notfälle: Was tun bis zum Zahnarztbesuch?

Plötzliche Zahnschmerzen, eine dicke Backe, ein abgebrochener Zahn oder herausgefallene Füllungen können jederzeit auftreten. Leider passiert dies oft, wenn Ihr Zahnarzt gerade keine Sprechzeiten hat. Unser Beitrag möchte Ihnen erste Maßnahmen zur Überbrückung an die Hand geben. Beachten Sie aber bitte: Diese Tipps ersetzen aber keinesfalls den möglichst kurzfristigen Besuch beim Zahnarzt.

Dicke Backe bzw. Schwellung

Eine geschwollene Wange ist oft ein Zeichen für eine bakterielle Infektion, die sich ohne Behandlung ausbreiten kann. Kühlen Sie die Stelle von außen und vermeiden Sie körperliche Anstrengung und Wärme. Auch entzündete Speicheldrüsen können die Ursache sein. In jedem Fall ist ein schnellstmöglicher Zahnarztbesuch angeraten.

Schmerzen nach chirurgischen Eingriffen

Leichte Schmerzen nach zahnärztlichen Operationen sind normal. Kühlen hilft, jedoch nicht zu lange oder direkt mit Eis - das kann Erfrierungen verursachen. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern Beschwerden. Halten die Schmerzen länger an oder treten pochende Schmerzen und Fieber auf, kann eine Wundinfektion vorliegen - in dem Fall sollten Sie sofort zum Zahnarzt gehen. Vermeiden Sie nach Eingriffen körperliche Anstrengung, Alkohol, Rauchen und intensives Spülen. Putzen Sie vorsichtig um das OP-Gebiet herum, eventuell mit einer geeigneten Mundspülung als Ergänzung.

Nachblutungen

Leichte Nachblutungen nach Eingriffen sind normal. Wenn sie jedoch stark sind, nicht aufhören oder erst viele Stunden später einsetzen, muss der Zahnarzt eingreifen. Aspirin und andere blutverdünnende Medikamente sollten ohne ärztliche Rücksprache vermieden werden. Tipp: Ein angefeuchteter Schwarzteebeutel wirkt blutstillend, wenn man leicht darauf beißt.

Herausgefallene Krone, Brücke oder Inlay

Kronen oder Brücken können sich nach Jahren lösen. Bewahren Sie das Teil auf und lassen Sie es vom Zahnarzt wieder befestigen oder erneuern. Falls die Ursache eine Karies ist, muss möglicherweise eine neue Versorgung erfolgen.

Provisorium verloren

Geht ein Provisorium verloren, ist das kein echter Notfall, der sofort behandelt werden muss. Meiden Sie aber kalte oder heiße Speisen und vereinbaren Sie einen Zahnarzttermin zu regulären Zeiten.

Füllung verloren

Wenn eine Füllung herausfällt, vereinbaren Sie einen regulären Termin. Nur bei starken Schmerzen sollten Sie den Notdienst kontaktieren. Meist liegt unter der Füllung eine Karies, oder der Zahn war zu instabil.

Abgebrochener Zahn

Ist nur eine kleine Ecke abgebrochen, genügt ein Zahnarzttermin in den nächsten Tagen. Bei großen Frakturen mit freiliegendem Nerv - oft nach Sturz oder Unfall - sollten Sie sofort den zuständigen Notdienst aufsuchen.

Ausgeschlagener Zahn

Bei ausgeschlagenen Zähnen zählt jede Minute. Sie sollten den Zahn nicht reinigen oder an der Wurzel anfassen. Ideal ist die Aufbewahrung in einer Zahnrettungsbox oder in H-Milch. Gehen Sie unbedingt zügig zu Ihrem Zahnarzt, denn in manchen Fällen kann der Zahn wieder eingesetzt werden. Achtung: Normales Wasser oder der Mundraum sind keine geeigneten Transportlösungen.

Schmerz bei Druck oder Aufbiss

Das kann auf eine Wurzelhautentzündung hindeuten, was ein echter Notfall ist. Kühlen Sie die entsprechende Stelle, vermeiden Sie körperliche Anstrengung und verzichten Sie auf anregende Mittel wie Kaffee oder Alkohol, bis Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen können.

Kälte- oder Wärmeempfindlichkeit

Empfindlichkeit auf Kälte ist meist harmlos (z. B. empfindliche Zahnhälse), ein Zahnarzt kann mit Fluorid helfen. Wärmeempfindlichkeit dagegen ist ernster - sie deutet oft auf eine Pulpitis hin, eine Nervenentzündung. Die Schmerzen lassen zwar nach, wenn der Nerv abstirbt, doch das kann zur Vereiterung führen. Gehen Sie möglichst sofort zum Zahnarzt, denn in den meisten Fällen ist eine Wurzelbehandlung notwendig.

Zahnfleischbluten

Zahnfleischbluten ohne weitere Symptome ist meist harmlos. Es kann durch zu kräftiges Putzen oder Zahnfleischentzündungen entstehen. Optimieren Sie Ihre Mundhygiene und besprechen Sie das beim nächsten Zahnarztbesuch.

Scharfe Kanten

Abgebrochene Füllungen, lose Drähte oder schadhafte Provisorien können scharfe Kanten verursachen. Diese reizen die Schleimhaut und führen zu kleinen, schmerzhaften Verletzungen. Überkleben Sie die Stelle eventuell mit zuckerfreiem Kaugummi und vermeiden Sie Eigenversuche mit Feilen oder Klebern.

Prothesenbruch

Ein Prothesenbruch ist kein wirklicher Notfall. Reparaturen dürfen nur im Auftrag des Zahnarztes im Dentallabor erfolgen. Versuchen Sie auf keinen Fall, etwa mit Sekundenkleber selbst aktiv zu werden, sondern warten Sie, bis Ihre Zahnarztpraxis wieder öffnet.

Druckstellen durch Prothesen

Druckstellen sind schmerzhaft, aber harmlos. Tragen Sie die Prothese weiterhin kurzzeitig, damit der Zahnarzt die betroffene Stelle erkennen und korrigieren kann.

Kieferklemme & Kiefersperre

Geht der Mund nicht mehr auf (Kieferklemme) oder nicht mehr zu (Kiefersperre), liegt eine ernsthafte Störung vor - meist durch Entzündung oder Gelenkverrenkung. Beides sind akute Notfälle und müssen so schnell wie möglich behandelt werden.

Medikamente gegen Zahnschmerzen

Medikamente können helfen, akute Beschwerden abzumildern. Sie sollten jedoch immer nur in Maßen eingenommen werden. Produkte wie Ibuprofen und Paracetamol sind wirksam und rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Aspirin kann ebenfalls helfen. Sprechen Sie aber vor der Einnahme mit Ihrem Hausarzt, denn Aspirin wirkt blutverdünnend und kann zum Beispiel Nachblutungen fördern.